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Karakol - Enilcheck und zurück In Karakol erfahre ich, was die österreichischen
Biker schon anhand ihrer Karte vermuteten: die eingezeichnete Straße
von Karakol über Enilcheck nach Kara-Say existiert nicht! Valentin,
das "wandelnde Lexikon der Bergregion um Karakol" (frei nach Lonely
Planet übersetzt) und Chef des Reisebüros "Yak-Tours", meinte,
daß es eine gute Asphaltstraße bis Enilcheck ist und die
phantastische Landschaft eine Tour in diese Sackgasse rechtfertigt.
So rüste ich mich noch für einige Tage aus, starte nach Enilchek
und will vier Tage später wieder zurück sein.
Am Morgen des 11. September kämpfe ich
erst mit meinem Kocher. Ich übernachte bereits auf ca. 2.200m und
nur eins meiner Feuerzeuge funktioniert in dieser Höhe noch. Erst
relativ spät komme ich wieder auf die Straße. Nach wenigen
Kilometern wird aus der Asphaltstraße eine Schotterpiste. Aber
die Landschaft ist wirklich phantastisch!
Auf einer Hochebene in etwa 2.500m leben Kirgisen in Jurten und ihre
Rinder und Pferde grasen. Ich zähle wohl keine 10 Autos am Tag. Doch
der Aufstieg zum 3.822m hohen Chon-Aschu Paß ist sehr anstrengend.
Die Piste steigt mit 8-10% permanent an und aufgrund meines 60 Kilo-Rades
komme ich selten auf Geschwindigkeiten über 8 km/h. Erst in der Dämmerung
erreiche ich auf den Paß. Die Aussicht kann ich aufgrund der Helligkeit
nicht mehr fotografieren, aber es ist sehr schön. Da ich jedoch unmöglich
da übernachten kann (es ist eine zu große Höhendifferenz
zur letzten Nacht; außerdem ist nur Geröll am Paß, so
daß ich mein Zelt nicht aufstellen kann) und es nur 2°C "warm"
ist, mache ich mich an die Paßabfahrt. Mein Halogenscheinwerfer
weist mir den Weg, und in etwa 3.000m baue ich im Dunkeln mein Zelt auf.
Ich bin zu erschöpft, um nach dieser anstrengendsten Tour noch zu
Essen und lege mich schlafen. Daß dieser Tag vor allem eine traurige
Berühmtheit erlangen sollte, davon ahnte ich natürlich nichts.
Am nächsten Morgen stellte ich fest, daß
ich einen schönen Zeltplatz im Dunkeln gefunden hatte. Beim Aufstehen
entdecke ich aber auch eine Eisschicht auf dem Fahrradsattel und das Thermometer
zeigt -1°C!Nach weiteren Kilometern bergab, wandelt sich die Schotterpiste
wieder zur Asphaltstraße. Weiter geht es bei schönem Wetter
entlang des Bergflusses Sarytasch. Die Straße windet sich durch enge Schluchten
und nicht nur einmal sind Teile der Straße in den Fluß gerutscht.
Enilchek selbst ist ein trostloser Ort. Zu Zeiten der UdSSR arbeiteten
viele Menschen in der dortigen Kohlemine, und die 5.000 Einwohner
Stadt hatte einen kleinen Flugplatz. Heute leben keine 50 Leute mehr im Ort
und in der Mine wird kaum Kohle gefördert. Ich übernachte bei
Zöllnern in einem Bauwagen, da es am Nachmittag zu regnen beginnt.
Am nächsten Tag scheint die Sonne und der Regen des vergangenen Tages
blieb auf den Bergen als Schnee liegen. Ich mache herrliche Bergaufnahmen
und fahre dieselbe Strecke bei herrlichem Wetter wieder zurück.
Dabei sehe ich kurz vor Kujlü erstmals ein Yak!
Nach einer Nacht bei
Schneesturm nehme ich schon wesentlich besser den Paß und bin wie
geplant vier Tage nach dem Start in Karakol wieder zurück. Valentin
erkennt mich aber gar nicht, was aufgrund der letzten Nacht - in der ich
es bei -6°C sehr bereute nicht meinen warmen Schlafsack mitgenommen zu
haben - wohl auch ein wenig verständlich war. Dieser Ausflug in die
Berge war sehr anstrengend gewesen. Die Landschaft war grandios, aber ich
kam sehr erschöpft zurück.
Ich bleibe drei Tage in Karakol. Dort erfahre ich von großen Terroranschlägen
in New York. Ein Nachmittag im Internetcafe dient mir dazu, mich glücklich
zu schätzen, daß ich nicht der US-amerikanisch-westeuropäischen
Kriegspropaganda ausgesetzt bin. Ich genieße den Dialog mit anderen
Reisenden im "Gilgit Kirgistans": ich treffe Leute aus Norwegen, Slowenien,
England, Irland, Neuseeland, Kanada, Belgien, Frankreich, Deutschland, Holland,
Dänemark, Japan, Schweden, Israel und der Schweiz. Außerdem
repariere ich mein Fahrrad, was nach der rasanten Abfahrt vom Chon Aschu
leider notwendig geworden war.
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Gästebuch
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