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Vom Song Kul zurück in die kirgisische Haupstadt
Die Straße Richtung Naryn führt an einem Stausee vorbei. Ein eisiger
Wind weht von vorn und ich komme nur schlecht voran. In Kochkorka habe ich das einzige
Negativerlebnis meiner Reise. Irgendjemand hat mir meinen Fahrradcomputer
abgerissen. Nach einer Weile bin ich von Kindern umringt und ein Junge gibt
mir den Fahrradcomputer wieder zurück, so daß ich keinen Diebstahlverlust zu beklagen habe.
Ein japanisches Pärchen - das sich auf Weltreise befindet (http://www.finepix.com/finetraveler/)- überholt mich auf ihren Motorrädern und hält an. Sie kommen, wie bereits die beiden Österreicher, von Wladiwostok. Sie haben die Landkarte von den beiden geschenkt bekommen und schenken sie anschließend mir. Sie hilft mir seitdem bei der Orientierung gut! Die Auffahrt zum Song-Kul ist beschwerlich, da ein starker Wind von vorn das Vorwärtskommen zusätzlich sehr erschwert. Deshalb nehme ich die Einladung einer kirgisischen Familie an, auf deren LKW mitzufahren. Dadurch erreiche ich einen Tag eher als gedacht den schönen Bergsee. Außerdem ist eine Paßauffahrt im kirgisischen Lastkraftwagen ein unvergeßliches Erlebnis. Ich werde von der Familie eingeladen und es gibt gut und sehr reichlich zu Essen. Ich übernachte mit in der Jurte und es ist die einzige Nacht in den Bergen, in der ich nicht friere. Daß es sehr kalt ist, merke ich schmerzlich an meiner Trinkflasche. Sie hat am Morgen einen etwa zwei Zentimeter langen Riß. Ich umfahre den See südlich
und auf der Hochebene sieht alles sehr nah aus, obwohl es recht weit entfernt
ist. Aufgrund der Temperaturen ist an ein Bad nicht zu denken. Doch neben
Pferden, Schafen und Eseln sehe ich erstmals ein Kamel in freier Wildbahn.
Erst gegen 18:00 erreiche ich den 3.373m hohen Paß, von dem es ins Tal geht. Bei
der Abfahrt stürze ich leicht und meine Hand schmerzt dadurch etwas.
Im Dunkeln suche ich mir einen Schlafplatz, der leider nicht so romantisch
ist, denn ich fahre auf einer Straße, die zu einem Kohletagebau führt
und deshalb ist dort recht viel Schwerlastverkehr. Ich fahre weiter ins Tal bis nach Chaek. Dort kann ich
endlich wieder einkaufen! Es ist auch wesentlich wärmer, denn erstmals
seit drei Wochen bin ich wieder unterhalb von 1.500m. Aber nachts ist es
auch da kalt. Früh erwärmt es sich jedoch binnen weniger Stunden.
Wo 7:30 noch -2°C sind, messe ich 10:30 bereits 31°C! Dann fahre
ich zwei Tage bei großer Hitze am Fluß Ssusamyr entlang bergan.
Die Landschaft ist von karger Schönheit, aber ich komme trotz der
Temperaturen von z.T. über 35°C recht gut voran. In dieser Gegend
erlebe ich die schlechtesten Pisten Kirgistans, doch mein Fahrrad macht das
- im Gegensatz zu so manchem Auto - problemlos mit. Ich treffe eine Gruppe
holländischer Touristen, die aus Pakistan via China gekommen sind und
die dritte Reifenpanne ihrer "Marschroutka" innerhalb der letzten drei Tage
zwingt sie wieder mal zu einer Pause.
Endlich erreiche ich die Straße
von Bishkek nach Osch. Dort sehe ich etwas, was ich bisher in Kirgistan
nicht sah: Stau. Die Auffahrt zum Paß ist absolut top und auch viele
Straßen Deutschlands haben nicht so eine gute Qualität. Doch die
13km Auffahrt bis zum Tunnel sind anstrengend. Ich darf mich an einem LKW
festhalten, was aber nicht weniger anstrengend ist; nur etwas schneller.
Den Tunnel durchfahre ich auch mit dem LKW und das Fahrrad kommt in den Laderaum.
Bergab rase ich auf meinem Rad allen LKWs davon. Obwohl es bereits dunkel
ist, merke ich, wie mir warme Luft entgegenkommt. Sonst wurde es bei Einbruch
der Dunkelheit stets empfindlich kühl, doch hier fahre ich gegen einen
Fön. Von 3.100m fahre ich in zwei Stunden bis auf 980m herunter. Leider sehe
ich im Dunkeln nichts von der herrlichen Bergwelt, die ich aufgrund der
Serpentinenführung und trotz des Vollmondlichtes kaum erahnen kann.
Mit Wehmut fahre ich weiter bis in die Hauptstadt, denn ich weiß,
daß damit leider mein Urlaub zu Ende geht. |
Gästebuch
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